Es geht um ein Gesetz, das — nüchtern und neutral formuliert — vor allem das rechtliche Verhältnis zwischen Google und den Verlagen neu regeln soll. Und der Bundestagsausschuss, der darüber berät, lädt von den betroffenen Parteien nur eine ein? Beruft als Sachverständige zwei Verlagsvertreter, einen verlegerfreundlichen Journalistenvertreter und niemanden von Google?
Es wird nicht einmal versucht, den Anschein der Ausgewogenheit zu wahren. Nicht nur ist Google nicht vertreten, es ist von der digitalen Wirtschaft insgesamt kein Vertreter geladen worden.
ix says
interessant, vor ein paar tagen hast du gesagt, dass »Hubert Burda Media [und die] Axel Springer AG […] längst nicht mehr als Presseverlag betrachtet werden« könnten. implzit steht da dann ja, dass die beiden verlage vor allem in der digitalen wirtschaft tätig sind. also sind doch eigentlich doch vertreter der digitalen wirtschaft geladen?
Marcel Weiss says
Ha. Guter Punkt.
(Man könnte jetzt natürlich mit den Verlagsarmen der Konzerne etc.)
Marcel Weiss says
Siehe zu der Thematik auch mein Interview mit Philip Banse für die Heinrich-Böll-Stiftung: http://neunetz.wpengine.com/2012/05/09/interview-man-sollte-sich-nicht-zu-sehr-auf-die-etablierten-institutionen-versteifen/
„Früher war Werbefinanzierung direkt an das Presseprodukt gekoppelt, es war ein festes Bündel. Man musste gezwungenermaßen den Journalismus mit produzieren, um über Werbung Geld einzunehmen. Wenn nun aber ein großer Konzern sein Kleinanzeigenportal von seiner Online-Publikation losgelöst hat, findet ja auch die Kostenrechnung vollkommen anders statt. Wenn es entkoppelt ist, lässt sich natürlich sagen: Wir können mit diesem Anzeigenportal genauso gut oder viel mehr verdienen, warum sollen wir dann unsere Publikation, die keinen Gewinn abwirft, damit noch quersubventionieren?
Das ist auch für die Politik interessant: Wenn der Springer-Konzern seine Gewinne immer weniger mit Journalismus bestreitet und gar nicht mehr darauf angewiesen ist, weil er seine Anzeigenportale und Angebote unabhängig von den journalistischen Angeboten betreiben kann, dann ist es nicht sinnvoll, solchen Unternehmen zusätzliche Rechte zu geben oder Gesetze in ihre Richtung zu formulieren. Der Springer-Verlag ist schon jetzt schon nicht mehr darauf angewiesen. Und die Entbündelung zeigt meines Erachtens deutlich: Man sollte sich nicht zu sehr auf die heute etablierten Institutionen versteifen. Sondern lieber darauf achten: Wie findet der gesamte Prozess des Journalismus und die Aufgabenverteilung statt, was können wir da unterstützen?“