Alle Zahlen bei Twitter zeigen nach unten.
Holger Schmidt:
Für den deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) ergibt sich ein ähnliches Bild: Insgesamt haben sich nach der Peerreach-Berechnung 8,9 Millionen Menschen angemeldet, die auch in deutscher Sprache getwittert haben. Von diesen 8,9 Millionen waren im Januar noch 1,4 Millionen als aktive Schreiber auf der Seite aktiv, hat Peerreach für FOCUS ausgerechnet.
Schmidt hat mehr, weitaus düstere Zahlen zu Twitter gesammelt. Ein Beispiel:
Als @SPIEGELONLINE neulich einen Beitrag aus diesem Blog an seine damals 280000 Follower twitterte, kamen trotz einiger Retweets ganze 250 Klicks auf den Text zustande. Eine Nachfrage bei einem Blogger-Kollegen brachte etwa die gleiche magere Resonanz.
Ich kann hier eine ähnliche Tendenz beobachten. Viele Tweets mit Link zu einem Artikel bringen nicht mehr ansatzweise so viele Leser hierher wie noch vor 2, 3 Jahren, als Twitter zu spürbaren Zugriffsspitzen mit mehreren Tausend Lesern führen konnte.
Zumindest für Deutschland scheint bei Twitter aktuell die Luft ein bisschen raus zu sein.
RalfLippold says
Wenn es um PUSH-Kommunikation geht – dann sicherlich.
Doch umfasst dies die ganze Kommunikationsbreite, die über Twitter abläuft?
Lakeshore says
Das ist halt der Nachteil, wenn man Twitter als Werbeverbreitungskanal verbraucht und so nur noch User anschleppt, die (maximal) konsumieren. Und man die Clients tötet. Und Zwangswerbung einbaut. Also wenn man das tötet, was Twitter groß gemacht hat, um das zu werden, was Facebook seit Jahren ist.
speedracr says
Ein schlaues Diagramm kann ich nicht liefern, aber ich halte diese konkrete Situation doch für eine sehr deutsche. In anderen Ländern wird Twitter – trotz „Client-Tötung“, die doch wohl am ehesten die IT-Nerds betrifft, die nicht mehr von der Konsole aus twittern können – sehr viel mehr und mit mehr Durchschlag genutzt (Oscar-Selfie…). Technik ist in Deutschland einfach nichts, das einen prominenten Nutzer sexy macht, und ich sehe wenig, was das ändern wird; Twitters neue Bemühungen in DE eingeschlossen.
Wäre fast einen eigenen Blog-Artikel wert, wenn man sich anguckt, wie in den USA ausgerechnet die Email-Ausdrucker Oprah und Ellen De Generes die größten Twitter-Fans sind.
DaFisch says
Mich wundert das nicht. Bei Twitter passiert seit 1-2 Jahren keine benutzerfreundliche Innovation mehr.
Lakeshore says
Jaja, immer diese Konsolennerds mit ihren Windows 8-Telefonen: http://www.wpcentral.com/metrotwit-discontinued-token-limit-twitter
speedracr says
OK, das war natürlich etwas überzogen. Aber umgekehrt wird die Twitter-Müdigkeit in Deutschland nicht dadurch erklärt, dass MetroTwit auf Windows Phone 8 keine Tokens mehr bekommt, oder?
Auch hier wieder tolles Diskussionsthema: die amerikanischen Startups haben recht gut verstanden, dass die User 0 – 1Mio. ganz anders ticken als Nutzer 1,01 Mio. – 5 Mio und 5,01 – 20 Mio. Natürlich werden die Early Adopter durch Client-Einschränkungen u.ä. gekränkt und ein solcher Entschluss kann sich im Nachhinein als falsch herausstellen (siehe zB Netflix/ Qwikster), aber zahlenmäßig muss es immer darum gehen, die große Mehrheit der Nutzer zu erreichen. Das kostet und ist am Ende aber (sehr profitabel) über Werbung refinanzierbar, wenn man als Plattform die Kontrolle behält. Twitter hat aus meiner Sicht die Bereitschaft von Promis in DE überschätzt, sich per Twitter zu profilieren (vgl. Ashton Kutcher/ Demi Moore), und umgekehrt fehlt auch das Publikum, das solche Anstrengungen mit Aufmerksamkeit zurückzahlt.
Damit bin ich bei meinem persönlichen Lieblingsthema: Der demografische Wandel hat aus meiner Sicht Deutschland bereits jetzt erfasst und es wird nur noch schwerer werden, hier Consumer-Technologien zum Erfolg zu bringen, wenn es nicht um Apotheken-Preisvergleiche geht.
Marcel Weiss says
Innovationen im Frontend (@-Replies, Hashtags) kamen ja auch immer von außen von den Entwicklern, die man vertrieben hat.
Marcel Weiss says
Mit „Außerhalb Deutschlands“ meinst du hier aber vor allem die USA. Ich bin nicht sicher, wie sich Twitter außerhalb USA/UK entwickelt. Also zum Beispiel in asiatischen Ländern. Global geht das Nutzerwachstum auch zurück wie im letzten Quartalsbericht zu lesen war.
Klar, man kann auch die Bedeutung der ehemaligen Plattform überschätzen. Aber bis dato wurden Plattformen immer eher unterschätzt als überschätzt. Gerade aufgrund des minimalen Featuresets war die Plattform sehr wichtig, finde ich.
Marcel Weiss says
„aber zahlenmäßig muss es immer darum gehen, die große Mehrheit der Nutzer zu erreichen.“
Nicht nur. Wenn der Wert auch aus den Interaktionen auf der Plattform kommt und die typische Verteilung 90-9-1 ist, dann sollte man nicht die 1% vergraulen. Denn wenn die gehen, geht auch ein großer Teil des Wertes.
speedracr says
Wobei das 1%-Segment bei Twitter arguably mittlerweile aus Justin Bieber und Miley Cyrus besteht, denen sicher egal ist, ob MetroTwit für Windows Phone 8 verfügbar ist oder nicht. Punkt ist aber angekommen; wenn die Experimentierfreudigen fehlen, hat Twitter erst recht keine Chance. (vgl. „Teenagers are leaving Facebook“-Meme).
Privatsprache says
„Als @SPIEGELONLINE neulich einen Beitrag aus diesem Blog an seine damals
280000 Follower twitterte, kamen trotz einiger Retweets ganze 250
Klicks auf den Text zustande.“
War das eine Stichprobe? Bei einem einzigen Link? Oder was soll das aussagen? Ich halte das nicht für repräsentativ. Selbst ich mit meinen 500 Followern komme bei manchen Tweets auf 250 Klicks, während andere halt einfach untergehen. Da spielt sehr viel Zufall mit…