In der Apple Watch steckt der S1. In Apples eigenen Worten ein "Computer auf einem Chip". SoCs, Systems on a Chip, sind nichts neues. Der S1 könnte aber, so hat es den Anschein, eine neue Ära einleiten. Apple bewegt sich bereits mit dem iPhone in einer eigenen Liga:
Here’s how utterly dominant Apple’s position is in mobile semiconductor design: not only are the iPhone 6 and 6 Plus the two top scorers in web browser benchmarking, but in third place sits the year-old iPhone 5S.
Das sich das bei den noch kleineren Computern, der Apple Watch und überall sonst, wo der S1 und seine Nachfolger noch zum Einsatz kommen werden, fortsetzen wird, erscheint zumindest aktuell logisch.
Aber "Computer auf einem Chip" kann vor allem noch etwas anderes bedeuten. Seit Jahren ist Apple sowohl bei Laptops als auch bei Smartphones erfolgreicher im Industrial Design als seine Konkurrenten gewesen, weil es als erstes Unternehmen erkannt hat, dass Modularität zum Beispiel bei Akkus auch Kosten mit sich bringt. Setzt man stattdessen auf Integration -Akkus lassen sich bei iPhones oder Macbooks nicht von Usern austauschen-, gewinnt man an anderen Fronten. Ein nicht austauschbares RAM-Modul oder ein Akku kann fester in den Rest des Geräts integriert werden. Das Ergebnis sind kleinere, leistungsfähigere Geräte.
Mit dem S1 und der Apple Watch könnte sich das wieder ändern. Der S1 ist klein genug um der Rechner selbst zu sein. Der Rest ist "Hülle". Das kann diverse Implikationen haben. Was wenn Apple mit der Apple Watch auf Modularität setzt?
Seit der Vorstellung der Apple Watch ist eines der größeren Mysterien, wie Apple etwa eine goldene Uhr verkaufen will, deren Innereien nach kurzer Zeit veraltet sind. Eine klassische Uhr kauft man einmal im Leben. Uhren überdauern ihre Besitzer. Nicht so Computer, die sich ständig weiterentwickeln.
Die Lösung für dieses Dilemma könnte die Möglichkeit sein, die Apple Watch in einen Apple Store zu bringen und dort den S1 gegen zum Beispiel einen S2 austauschen zu lassen. Der Aufpreis für die neuen Innereien und der Wechsel selbst würden nur einen Bruchteil etwa einer güldenen Uhr kosten.
Nun würden die vielen Editionen mit ihren Preispunkten mehr Sinn ergeben. Die teueren Varianten wären nicht mehr Geldverbrenner. Und: Apple Watches müssten so oder so nach ein paar Jahren neue Akkus bekommen können. Warum den S1-Computer nicht auch gleich noch austauschbar machen?
Die erste Apple Watch wird auf diesem Weg nicht zur ersten Inkarnation einer neuen Linie, die man besser überspringen sollte, sondern zur in ein paar Jahren bei Liebhabern begehrten 2015er Edition.
Sowohl Ben Thompson und John Gruber in The Talk Show 96 als auch Horace Dediu in The Critical Path 125 haben diese Thematik diskutiert. Zwei sehr zu empfehlende Podcastepisoden.
Alex says
An sich eine wünschenswerte Lösung, allerdings würde das doch auch bedeuten, dass Apple am Design des S1 festhalten müsste, damit neuere Generationen noch in die alten Uhren passen, oder? Andererseits: Falls der S1 kleiner wird, könnte dann automatisch ein größerer Akku in die Uhr eingebaut werden – klingt viel zu schön um wahr zu sein.
Und das würde vermutlich auch heißen, dass am Design der Uhr nicht sehr viel verändert werden kann, damit S2, S3, …, Sx weiterhin in alle Gehäuse passen.
Marcel Weiss says
Natürlich werden die Nachfolger nicht größer sein als der S1. Apple macht seine Geräte konstant kleiner, schmaler etc.
nk says
Ich halte das für unwahrscheinlich, weil viel zu viele Gründe dagegen sprechen:
– legt das Design des Chips fest
– schmälert den Umsatz
– die Leute kaufens auch neu
– auch andere Komponenten sind nicht austauschbar: Display, irgendwelche Sensoren etc.
nk says
Es geht nicht nur um die Größe, sondern die Gesamtspezifikation des Chips: Größe, Pins, Zuleitungen, Versorgungsspannung, Integration an andere Komponenten (Sensoren, externe Elektronik…)
Zudem: Wenn Apple seine Nachfolgegeräte kleiner macht, bestimmt das nicht auch die Größe des Chipsockels, die Höhe etc. Dann ist doch auch dadurch die Abwärtskompatibilität nicht gegeben.
Marcel Weiss says
Alles lösbar, wenn man das Design von Hardware beherrscht. Ich glaube, Apple könnte das schon schaffen.
Marcel Weiss says
Es schmälert nicht den Umsatz. Das Gegenteil ist der Fall, wie im Artikel angedeutet.
Die Sensoren sind größtenteils auf dem S1, wenn ich das recht verstehe.